Zweiter Sonntag im Jahreskreis (C) | Joh 2,1-11 | 19.1.2025
Wasser, das zu Wein geworden.
Aquam vinum factam.
(Joh 2,9)
- Die Wandlung des Wassers in „guten“ Wein auf der Hochzeit zu Kana geschieht am „dritten Tag“ (Joh 2,1), ist mystischer Hinweis auf die Auferstehung Christi „am dritten Tag“ (1 Kor 15,4)
- Der »erste Tag« (1,29) symbolisiert das göttliche Bewusstsein Jesu, seine Herkunft aus dem verborgenen Urgrund allen Seins („Vater“), seine ewige Gottessohnschaft (1,34)
- Der »zweite Tag« (1,35) steht für das öffentliche Wirken des »Logos« (1,1), sein messianisches »Königtum« (1,49), das mit seiner Geisttaufe (1,32) beginnt, sich in der Passion erfüllt (18,33)
- Das Weinwunder, Jesu „erstes Zeichen“ (2,11), ist ein Sinnbild für spirituelle Transformation, die Wandlung natürlichen Seins ins Göttliche (1,13), der Wiedergeburt aus Gott (3,6)
- Der „Wein“ als messianisches Symbol (6,48) bezeichnet die exstatische Beseligung, geistliche Freude (15,11), die im Glauben beginnt, sich in der Gotteinung vollendet (17,23)
Taufe des Herrn (C) | Lk 3,15-16.21-22 | 12.1.2025
Öffnete sich der Himmel.
Apertum est caelum.
(Lk 3,21)
- In der Wassertaufe des Johannes, der sich Jesus stellvertretend für die Sündhaftigkeit des Gottesvolkes unterzieht, empfängt er seine spirituelle Identität zur Verkündigung der Reich-Gottes-Botschaft
- In der Gestalt der »Taube«, dem Symbol des Gottesfriedens (Gen 8,11), der mystischen Liebe (Hld 5,2), »schaut« Jesus in einer Vision, wie der Heilige Geist auf ihn herabkommt, ihn zum messianischen Auftrag erweckt
- Eine Apokalypse (Himmelsöffnung), die Stimme Gottes »enthüllt« Jesus (Audition), was er seinem Wesens nach ist, nämlich Gottes einziger Sohn, der endzeitliche Messias, der erwählte »Gottesknecht« (Jes 42,1)
- Das »Hineingetauchtwerden« Jesu in den Jordan antizipiert den Kreuzestod, die Nichtung aller Todesmacht, sein »Heraufsteigen« aus dem Wasser das Auferwecktwerden zum »Neuen Sein« in Gott (Röm 6,4)
- Das Taufsakrament (Joh 3,5) ist eine geistliche »Wiedergeburt« (Tit 3,5), wodurch der Glaubende im Geist Gottes Anteil an Christi Eigenschaften erhält, zu Glaube, Hoffnung, Liebe befähigt wird (1 Kor 13,13)
Erscheinung des Herrn (ABC) ‒ Epiphanie | Mt 2,1-12 | 6.1.2025
Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben.
Munera, aurum et tus et myrrham.
(Mt 2,11)
- Die Gaben der drei »Weisen« (mágoi) sinnbilden das Wesen des Messiaskindes, sagen sein Geschick voraus, sind spirituelles Vorbild der freigebigen, geistigen Hingabe an Gott
- »Gold« bezeichnet das messianische Königtum Christi, seine spirituelle Macht, Weisheit, Herrlichkeit (Jes 60,6), ist zugleich Symbol für den Adel der gottempfänglichen Seele
- »Weihrauch« symbolisiert Jesu Hingabe an Gottes Willen, seine Transzendenz, kontemplative Schau (Ps 141,2), steht für die unmittelbare Ausrichtung aller Seelenkräfte auf Gott
- »Myrrhe« ist Hinweis auf sein Prophetenschickal, stellvertretendes Leiden, Lebensopfer für die Erlösung (Mk 15,23), besagt, dass es keine Gotteinung ohne Leiden geben kann
- Die Huldigung der »Magier« besagt die Läuterung, Vollendung aller Intellektualität, Weisheit, Religion in Christus, dass Gott größer ist als alle menschliche Erkenntnis
2. Sonntag nach Weihnachten (ABC) | Joh 1,1-18 | 5.1.2025
Die aus Gott geboren sind.
Ex Deo nati sunt.
(Joh 1,13)
- Die »Gottesgeburt« (1,13), Gotteskindschaft, fließt aus der Glaubensgnade, dem Glaubenslicht (lumen fidei), der personalen Annahme des Evangeliums
- Das Prinzip „Was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“ (3,6) begründet die christusförmige, spirituelle Umgestaltung des Glaubenden
- Jede Glaubende ist „wiedergeboren“ aus göttlichem Geist (3,7), neue Schöpfung in Christus, dadurch in ihrer Person unmittelbar auf Gott bezogen
- Der Glaube an Christus verleiht ein geistliches, übernatürliches Sein (4,24), befähigt den Menschen zur mystischen, wahren Gotteserfahrung
- Der Heilige Geist „gebiert“ den Glaubenden als geistlichen Menschen (3,3), „gebiert“ Gottes tröstliche Gegenwart in der gerechten, lauteren Seele
Gottesmutter Maria (ABC) ‒ Oktavtag von Weihnachten | Lk 2,16-21 | 1.1.2025
Den Namen Jesus.
Nomen eius Jesus.
(Lk 2,21)
- Der Name »Jesus« (Jeschua) bedeutet „Jahwe ist Rettung“ (Mt 1,21)
- Im alten Orient repräsentiert der »Name« (šēm) das Wesen der Person
- „Ich bin der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (Offb 22,13)
- Glauben im Namen »Jesu Christi« vergegenwärtigt den Trost Gottes
- Das einfachste Gebet ist die Anrufung des Namens »Jesu« (Lk 18,38)
Jahresdank (Silvester) | Joh 15,1–11 | 31.12.2024
Daß ihr reiche Frucht bringt.
Ut fructum multum afferatis.
(Joh 15,8)
- Was ist im vergangenen Jahr gewachsen: Wofür bin ich dankbar?
- Welche Erfahrungen waren schwer: Wovon verabschiede ich mich?
- Wohin strebt meine Lebensdynamik: Was will ich »Neues« tun?
- Welche Mittel brauche ich dazu: Wer kann mich unterstützen?
- Wo beginnt der Weg zum neuen Ziel: Was ist der erste Schritt?
Heilige Familie (C) ‒ Sonntag in der Weihnachtsoktav | Lk 2,41‒52 | 29.12.2024
Alle waren erstaunt über sein Verständnis.
Stupebant omnes super prudentia eius.
(Lk 2,47)
- Es gibt ein leibliches, psychisches, soziales, berufliches, intellektuelles, geistliches, mystisches Wachstum der Person
- Die Evangelien bezeugen, dass Jesus von Nazareth von Geburt an eine außergewöhnliche spirituelle Begabung besaß
- Gottes Heilswille, seine Gotteinung, davidische Herkunft, spirituelle Intelligenz, Kreativität machen Jesus zum Religionsstifter
- Das »Messiaskind« im Tempel sinnbildet unser wahres Selbst, die mystische Erleuchtung, gottförmige Identität in Gott
- »Weisheit« (sapientia) ist die habituelle Fähigkeit, sich selbst, alles Handeln, alle Dinge unmittelbar auf Gott zu beziehen
Zweiter Weihnachtstag ‒ Stephanus (ABC) | Mt 10,17‒22 | 26.12.2024
Macht euch keine Sorgen.
Nolite cogitare.
(Mt 10,19)
- »Stephanus«, der erste Märtyrer der Kirche, ist das Inbild des vollkommenen, freimütigen, gelassenen Glaubenszeugen (Apg 7,56f.)
- Wer sich zu Christus bekennt, stand zu jeder Zeit in Gefahr ausgegrenzt, verlacht, beneidet, diskriminiert oder verfolgt zu werden
- „Das spirituelle Niveau der Kirche war nie so hoch wie in den Zeiten der Verfolgung. Die schlimmste Gefahr für die Kirche besteht darin, sich in der Welt einzurichten, und die schlimmste Gefahr für den Christen, sich im Leben einzurichten. Am Grund des christlichen Lebens befindet sich eine Bekehrung, eine metanoia, eine schrittweise Umkehr der Seele.“ (Henri Le Saux)
- „Christus, den menschgewordenen Sohn: ihm wirklich zugesellt sein und ihm treu sein, nicht dem Ideal, sondern der Person Christus. Nur der Liebende ist der wirkliche Mensch, echte Mensch. Eifer und Hingabe an die Arbeit im Dienst Gottes.“ (Alfred Delp)
- „Jedem, der sich ernsthaft mit mittelalterlich-christlichen, hinduistischen oder buddhistischen Begriffen wie contemptus mundi, Mara und Leere der Welt befaßt, ist klar, daß sie nicht Verneinung einer Wirklichkeit meinen, sondern Enttarnung einer Illusion. Die Welt als reines Objekt ist etwas, das es nicht gibt. Wir und unsere Welt durchdringen einander.“ (Thomas Merton)
- Gemeinde bietet oft zu wenig psychologischen, spirituellen Schutz, um den heutigen Glaubensanfechtungen gewachsen zu sein
- Keine Erneuerung der christlichen Identität, Zeugniskraft ohne Schriftstudium, Glaubensbildung, Spiritualität, Psychologie, Kontemplation
Weihnachten ‒ Am Tag (ABC) | Joh 1,1–18 | 25.12.2024
Das Wort war Gott.
Deus erat Verbum.
(Joh 1,1)
- Die Menschwerdung des göttlichen Wortes in Christus bildet das Vorbild für die Selbstwerdung des Menschen
- Gottes Sein ist gegenwärtig in der Person Christi, in seinem Bewußtsein, seiner Erfahrung, seinen Worten und Taten
- In Christus teilt Gott die existentielle Not des Daseins, nimmt die menschliche Natur in das göttliche Leben auf
- Gottes Wort in Christus ist wie ein Spiegel, ein geistiges Licht, in dem sich der Mensch in seinem Sein vor Gott erkennt
- Wahre Humanität, menschliche Größe vollendet sich in der spirituellen, mystischen Identitätsfindung des Menschen
>> Text des Johannesprologs
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>> Messianische Hoffnung
Weihnachten ‒ In der Nacht (ABC) | Lk 2,1–14 | 24.12.2024
Legte ihn in eine Krippe.
Reclinavit eum in praesepio.
(Lk 2,7)
- Der »Sohn«, die zweite Person des dreieinigen Gottes, das göttliche Wort (Logos), ewige Weisheit , wird aus Gnade in Christus Jesus leibhaftig »Mensch«, teilt unsere existentielle Not (Phil 2,7), um die Menschheit neu mit Gott zu verbinden, zu erlösen, zu erleuchten (Gottes Heilswille)
- In Jesus Christus sind »Gott« und »Mensch«, göttliche und menschliche Natur, reines Gottbewusstsein und Menschengeist, in untrennbarer Weise miteinander geeint (Joh 1,14), durch die Gnade Christi wird die Person des Glaubenden mit Gott verbunden, befreit und glückselig (Inkarnation)
- Jesus von Nazareth, von Maria geboren in eine »Krippe« gelegt, ist Gottes letztes Wort an die Menschheit, der wahre Messias, „Friedenskönig“ (Jes 9,5), welcher uns Gottes Weisheit und Liebe durch seine Person, Worte und Taten unüberbietbar vermittelt (Offenbarung)
- Wahrer »Friede« entsteht, wo die spirituelle Energie von Glaube, Hoffnung und Liebe Gegensätzliches, Entfremdetes und Getrenntes im Geist Christi wieder miteinander zur Einheit bringt (Eph 2,14), die ursprüngliche Gerechtigkeit wieder herstellt (Erlösung)
- Christus wird im Geiste „geboren“, wo der Mensch seine spirituelle Sehnsucht nach »Einssein« mit Gott, sich selbst, anderen Menschen, allen Wesen verspürt (Joh 1,12), sein Herz leer aller ichhafter Absicht vom göttlichen Licht erfüllen läßt (Erleuchtung)
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Vierter Adventssonntag (C) | Lk 1,39‒45 | 22.12.2021
Gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Bendictus fructus vertris tui.
(Lk 1,42)
- Maria wandert nach Judäa zum Haus des Zacharias, um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen, der Älteren bei der Geburt des Johannes beizustehen, die gemeinsame Messsiaserwartung zu teilen
- Die Begegnung der beiden schwangeren Frauen ist kein Zufall, vielmehr Fügung der göttlichen Vorsehung, welche die Ankunft des Messias und seines Wegbereiters im Volk Israel vorbereitet
- Der laute Ausruf Elisabeths ist eine exstatische Prophetie, Inspiration durch den Heiligen Geist, bezeugt die messianische Erwählung Mariens, bekennt das Kind in ihrem Leib als Gottessohn, Kyrios
- Das Aufhüpfen des Kindes in ihrem Schoß, des Johannes, ist Ausdruck des endzeitlichen, exstatischen Jubels über die Nähe der Geburt Christi, dem Anbruch der messianischen Friedensreiches
- Gott schafft sich durch seinen Geist, sein Erwählungshandeln die besonderen, zeitlichen Umstände, die spirituellen Bedingungen, den Glauben Mariens, um in Christus für uns Mensch zu werden
Dritter Adventssonntag (C) | Lk 3,1‒18 | 15.12.2024
Meister, was sollen wir tun?
Magister, quid faciemus?
(Lk 3,12)
- Die Umkehrpredigt des Johannes konfrontiert den Menschen mit seinem Unglauben, unethischen Verhalten, seiner religiösen Fehlhaltung (Lk 3,7f.)
- Menschen ohne Ethos, ohne Solidarität, ohne Glauben sind wie „fruchtlose Bäume“, existieren sinnlos, der eigenen Nichtigkeit verfallen (3,9)
- Die Antwort auf die Frage „Was sollen wir tun?“ lautet „Ändert euch!“, jeder soll gerecht handeln, das Seine tun, das gottlose Leben aufgeben
- Das Trennen der »Spreu vom Weizen« (3,17) meint Gottes Gericht, die ausgleichende Wahrheit, welche »Gut« und »Böse« unterscheidet
- Christus ist die Gerechtigkeit in Person, am »Ja« oder »Nein« zu seiner Weisung entscheidet sich das spirituelle Geschick des Menschen
Zweiter Adventssonntag (C) | Lk 3,1‒6 | 8.12.2024
Bereitet dem Herrn den Weg!
Parate viam Domini!
(Lk 3,4)
- Der Evangelist Lukas nennt politische, religiöse Machthaber, um den geschichtlichen Zeitraum der Offenbarung aufzuzeigen (Lk 3,1f.)
- Mit Johannes dem Täufer beginnt eine neue Heilszeit, die sich in der Verkündigung, den Worten und Taten, dem Geschick Christi vollendet
- Johannes ruft zur Umkehr auf, wer dem kommenden Messias nicht durch Läuterung den Weg bereitet, verspielt seine Existenz (3,17)
- Das Gerademachen der »Königsstraße« (Jes 40,3) meint Beseitigen von allem, was konkret, spirituell den »Neuen Exodus« hindert (51,10)
- Jesus Christus ist der »Exodus« in Person, Gottes befreiendes, erlösendes Handeln, um dem Menschen neuen Anteil an Gott zu schenken
Erster Adventssonntag (C) | Lk 21,25-28.34-36 | 1.12.2024
Wacht und betet allezeit.
Vigilate itaque omni tempore orantes.
(Lk 21,36)
- Die »Adventszeit« mahnt zur Besinnung auf das Weltende, Ziel der zeitlichen Schöpfung, welches in eins fällt mit dem endgültigen Anbruch der Gottesherrschaft, dem Weltgericht, der Wiederkunft Christi
- In Gottes Ewigkeit sind der Tod Abrahams, Kreuzestod Jesu, meine Todesstunde, der Tod aller Menschen, die Auflösung des Kosmos und Menschwerdung Christi, die Gottesgeburt, ein einziges ewiges »Jetzt«
- Alles, was ohne Gott geschieht, fällt ins Nichts, alles, was in Christus, aus der Wahrheit gemäß seiner »Worte« geschieht, vollendet sich, wenn der Tod die äußere Gestalt auflöst, in der Fülle Gottes zu ewigem Leben
- Die Geschichte der Menschheit entscheidet sich nicht durch Machbarkeit, Zufall oder Schicksal, sondern an ihrem existentiellen »Ja« oder »Nein« zur Wahrheit Christi, sie ist Maßstab, Prinzip und Weg zum Sein in Gott
- Ohne Verbindung mit Gottes Geist, ohne Gespür für das Wahre, Gute, Ewige wird der Mensch nicht fähig sein, seine technische Macht gut zu gebrauchen, steht er in Gefahr sich selbst und diese Erde zu zerstören